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  • AutorenbildLea Ziörjen

Generation Y - Eine Generation macht was sie will


Viel wird über sie berichtet, schon viel wurde über sie diskutiert, einige zweifeln daran, ob es sie überhaupt gibt... keine Generation zuvor, hat soviel Aufsehen erregt wie meine: die Generation Y. Warum sie eigentlich "Y" heisst? Das ist nicht so klar... vermutlich hat man der Einfachheit halber nach der Generation "X" einfach den nächsten Buchstaben gewählt. Was logisch erscheinen mag, aber insofern nicht ganz schlüssig ist, da es jetzt weiter folgend nur noch die Generation "Z" geben kann und dann ist man mit dem Alphabet am Ende! Aber das ist ein anderes Thema, heute wollen wir uns wie gesagt, dieser berühmt, berüchtigten Generation Y, geboren so ungefähr zwischen 1980 - 1995, widmen. Welche vielen Wirtschaftsführer/innen eine Runzeln auf die Stirn zaubert und den Personalverantwortlichen den Schweiss hervor treibt.

Lea Ziörjen Life Coaching

Kürzlich hat mir ein altgedienter CEO einer Versicherung berichtet, dass er sich wirklich Sorge um die Zukunft der Wirtschaft macht, wenn diese Jungen den Laden übernehmen sollten: die wollen nämlich einfach keine Verantwortung tragen, nicht mehr richtig Führen und meinen sie wüssten alles besser. "Denen scheint nicht klar zu sein, dass man sich zuerst hocharbeiten muss, so richtig Leisten muss, bevor man die Lorbeeren ernten kann und sich gewisse Freiheiten verdient hat!"

Was mich immer wieder schockiert ist, dass ich solche Statements nicht nur von den Babyboomern (Geboren zwischen 1950 - 1965), welche sich aufgrund der grossen Anzahl immer gegenseitig mit Leistung übertrumpfen und die Ellbogen ausfahren mussten, sondern durchaus auch von jüngeren Zeitgenossen zu hören bekomme. Meistens von Menschen, die in einem nach alten Mustern denkenden Hierarchiesystem erfolgreich sind und sich davor fürchten, ihre Macht und ihren Status zu verlieren, sollten diese Hierarchien abgeflacht werden. Mit Mitarbeitenden auf Augenhöhe, die ihre Meinung sagen dürfen, gewisse Dinge hinterfragen und nicht einfach blind mitmachen.

Was ist wirklich dran, an diesen Angstmachszenarien und Weltuntergangsvorstellungen? Fakt ist, dass die junge Generation viel mehr hinterfragt und sich nicht mehr einfach ohne nachzudenken einer Arbeit widmet. Dies kommt vermutlich daher, dass sie von Menschen erzogen wurden, die in ihrer Jugend Ende der 60-er Jahre und Anfang der 70-er Jahre weltweit für Frieden, Freiheit und Reformen auf die Strasse gingen. Auch wenn sie selbst nicht aktiv zu den Revolutionären, Hippies und Freigeistern gehört hatten, dann haben sie doch mitbekommen, wie sich die Gesellschaft öffnete und von alten Mustern befreite. "Meine Kinder sollen es einmal besser haben und frei entscheiden können, was sie gerne tun wollen", "Du darfst machen was du willst, Hauptsache du lernst einen Beruf" waren so Sätze, die meine Generation mit auf den Weg bekommen hat. Das heisst, wir durften von klein auf unsere Meinung vertreten, uns aktiv an Familiendiskussionen beteiligen und mitbestimmen, was für ein Haustier demnächst angeschafft wird. Ja, unsere Meinung war gefragt und wir wurden angehört, wir durften uns auch wehren, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlten und statt mit Gewalt, wurden Meinungsverschiedenheiten glücklicherweise oftmals mit dem Appell an die Vernunft aus dem Weg geschafft.

Ob wir in der Wirtschaft wirklich weniger leisten, keine Verantwortung übernehmen und keine Karriere mehr machen wollen, glaube ich nicht. Auch wir sind bereit Vollgas zu geben, uns voll und ganz für eine Sache einzusetzen und überdurchschnittlich viel zu leisten. Denn auch wir sind Menschen, die letztendlich nach Anerkennung und Zugehörigkeit streben. Ich glaube aber, dass es zwei markante Unterschiede zu früheren Generation gibt: zum Einen wollen wir wissen, warum wir leisten sollen, was der Grund dahinter ist und zum anderen scheuen wir uns nicht, unsere Meinung zu sagen, wenn wir das Gefühl haben, dass man noch etwas optimieren könnte. Auch wenn man "das schon immer so gemacht hat"...

Als ehemalige Führungskraft und Bereichsleiterin weiss ich nur zu gut, wie anstrengend das manchmal ist. Und ja, das kann auch nerven... auch ich habe mir in solchen Momenten oft gewünscht, die Mitarbeitenden würden einfach Dienst nach Vorschrift machen und nicht alles zweimal hinterfragen. Hinterher musste ich aber immer zugeben, dass die Einwände teilweise berechtigt waren und es zum anderen schlicht und einfach meine Führungsaufgabe war, die Meinung anderer anzuhören, ernst zu nehmen, dann zu entscheiden und eine Begründung für meinen Entscheid abzuliefern. Das alles völlig unaufgeregt, offen, ehrlich und authentisch. Meine Erfahrung ist, dass solche Entscheidungen, wenn sie überlegt und begründet sind, durchaus auch akzeptiert und mitgetragen werden. Was die Generation Y nicht verträgt, sind irgendwelche fadenscheinigen Argumente, mit denen sie ruhig gestellt werden sollen, obwohl schon von weitem anzumerken ist, dass sie irgendwie nicht wirklich standhalten.

Liebe Führungskräfte, stellt euch einmal vor, wie wäre es wenn ihr euren GenY-Mitarbeitenden auf Augenhöhe begegnet? Statt die Augen zu verdrehen und euch darüber zu ärgern, dass wieder genau von ihnen unangenehme Fragen und Forderungen kommen, nehmt sie ernst und hört ihnen einmal zu. Sagt eure Meinung zum Thema und scheut auch eine kontroverse Diskussion nicht. Gebt den Mitarbeitenden ein offenes und ehrliches Feedback, auch wenn dies bedeutet, dass ihr nicht immer nett und lieb sein könnt. Es darf auch einmal eine unangenehme Situation und einen Konflikt geben. Das ist nichts als menschlich. Bleibt authentisch, fair und offen, wie Erwachsene auf Augenhöhe eben miteinander kommunizieren. Sagt aber auch klar, wenn die Diskussion beendet ist und der Entscheid gefallen. In dem Moment ist es nämlich wirklich nur noch verschwendete Zeit, wenn ihr weitere Diskussionsrunden dreht und zum hundertsten Mal über Dinge diskutiert, die sich nicht ändern lassen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn man den Mitarbeitenden auf Augenhöhe begegnet, dabei sich selbst bleibt und offen und ehrlich kommuniziert, dass einem dann, nicht nur, aber auch von der Generation Y, viel Goodwill und Verständnis entgegengebracht wird.

Liegt das Problem, denn wirklich nur an den Führungskräften? Nein, wie immer gibt es in einer Beziehung zwei Seiten. So können auch wir Generation Y- Mitglieder einen Beitrag zur bessern Zusammenarbeit leisten. Hierzu vielleicht als erster Punkt folgenden Hinweis an meine GenerationskameradInnen: Euer Arbeitgeber ist weder für eure Zufriedenheit im Leben, noch für eure Sinnsuche verantwortlich! Nein, das ist jedem erwachsenen Menschen seine ganz eigene Aufgabe, um die er oder sie sich kümmern muss! Einfach nur zu jammern, sich zu beschweren, was einem alles fehlt und was alles nicht so ist, wie man sich das vorgestellt hat, bringt niemanden weiter. Als erwachsener Mensch hat man nämlich immer eine Wahl: Love it, Change it or Leave it! Und diese Verantwortung kann nicht einfach auf andere übertragen werden. Das heisst, wenn ihr mehr Verantwortung, eine neue Herausforderung oder Teilzeit-Arbeit wollt oder sonst gerade auf Sinnsuche seid, dann ist das vollkommen in Ordnung. Es ist aber eure Aufgabe als erwachsene Menschen, Lösungen vorzuschlagen, darüber zu verhandeln und wenn nötig auch einen Entscheid zu treffen und eure Konsequenzen daraus zu ziehen.

Ich bin der Meinung, dass die Zusammenarbeit auch unter erwachsenen Menschen, nicht immer nur harmonisch sein muss. Petra Bock schreibt in ihren Mindfuck-Büchern viel über die Arbeit mit dem inneren Erwachsenen. Viel zu oft herrschen in Unternehmen noch strenge Eltern und trotzige Kinder-Verhältnisse. Die vorgesetzte Person, die sich für alles verantwortlich fühlt und das Gefühl hat, sie müsse alle erziehen. Die Mitarbeitenden, die sich wie trotzige Schüler benehmen, lästern, alles hinterfragen und chronisch unzufrieden sind. In einer modernen Welt sollten solche veralteten Denkmuster schleunigst abgelegt werden. Denn sie bringen uns nicht mehr weiter.

In der digitalisierten Welt, wo der Arbeitsort und die Arbeitszeit flexibel wird, wo sich Privat- und Berufsleben nicht mehr klar trennen lassen, sind herkömmliche Hierarchieverhältnisse nicht mehr hilfreich. Es wird eine Zusammenarbeit benötigt, die auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen basiert, mit klaren Regeln, offenem Feedback und Diskussionen auf Augenhöhe. Und genau da, ist auch die Generation Y wieder voll mit dabei. Ob diese Veränderungen nun von ihr initiiert wurden oder einfach Zeichen der Zeit sind, darüber kann man sich streiten. Meiner Meinung nach, ist dies auch gar nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass dies von Firmen, Führungskräften und Mitarbeitenden erkannt und umgesetzt wird. Dann ist die Zusammenarbeit nämlich unabhängig der Generationen für alle bereichernd und angenehmer.

 

Lea Ziörjen, eigentlich Ökonomin, arbeitet heute als Life Coach in Zürich und Basel und beschäftigt sich damit was moderne, erfolgreiche Leben in der heutigen Zeit sind. Sie nennt sich eine kreative Schnelldenkerin und ordnet sich als Business Punk und Mitglied der Generation Y ein. Ihre Vision ist es, Menschen und Unternehmen dabei zu unterstützen, neu zu denken und die vielfältigen Möglichkeiten der heutigen Welt zu nutzen, damit das Leben, die Arbeit, das Umfeld wieder Freude und Sinn bereitet. In ihrem Blog #NEUDENKEN schreibt sie darüber was sie bewegt und in ihrem Alltag als Life Coach umtreibt. www.leazioerjen.ch


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